Menschenhandel in der Schweiz

5000 Opfer in der Schweiz?

Wie viele Opfer von Menschenhandel genau in der Schweiz leben, ist nicht bekannt. Der «Beobachter» geht in einer Schätzung von rund 5000 Personen aus. Es muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.

Die Schweiz ist in erster Linie Zielland und in einem kleineren Umfang auch Transitland des Menschenhandels. In den meisten Fällen landen Opfer hierzulande im Sexgewerbe. Vermehrt werden aber seit einigen Jahren auch Fälle im Gastgewerbe, auf dem Bau, in der Landwirtschaft oder in privaten Haushalten bekannt. Die Opfer werden in der Regel mit falschen Versprechen angeworben, es wird ihnen eine gut bezahlte Arbeit in Aussicht gestellt. Tatsächlich arbeiten sie dann unter ausbeuterischen Bedingungen, oft schwarz. Viele Opfer dieser Form der Ausbeutung sind Männer. Die meisten können sich wegen sprachlicher Barrieren nicht verständigen und kennen die hiesigen Gesetze nicht. Häufig werden ihnen die Reisepapiere abgenommen, was eine Flucht erschwert.

Manche Opfer landen über eine Zwangs- oder Scheinheirat bei uns oder sie werden per Asylverfahren eingeschleust. Laut Staatssekretariat für Migration (SEM) werden mittels Asylbefragungen im Jahr durchschnittlich 70 Menschenhandelsopfer in der Schweiz identifiziert, meistens Frauen aus Nigeria oder Eritrea. Allein aus Nigeria gelangen 10‘000 Frauen jährlich nach Europa, über 80 % davon landen in der Zwangsprostitution, schätzt die Internationale Organisation für Migration (IOM).

Woher kommen die Opfer?

Die meisten Opfer in der Schweiz kommen aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien, aber auch aus Thailand, China, Kamerun und Nigeria. Die Menschenhändler haben oftmals dieselbe Herkunft wie die Opfer, aber auch Schweizer mischen im Menschenhandel mit. Oft stecken grössere, gut organisierte kriminelle Netzwerke dahinter, die den Handel in der Schweiz regeln und vom Ausland aus kontrollieren. Das ist angesichts der heutigen Digitalisierung mit wenig Aufwand möglich. Häufig treiben aber auch Einzeltäter oder kleine, verwandtschaftlich oder ethnisch geprägte Gruppen Handel mit Menschen.